Pater Dagobert Enk OSB
* 15. September 1907 München;
† 3. Oktober 1950 Gefängnis Pjöngyang
Otto Friedrich Enk wurde am 15.9.1907 in München geboren und am 17. September 1907 in München, St. Margareth, getauft. Im Taufregister der gleichen Pfarrei sind zudem die Geschwister Eduard Franz Josef Enk (geboren 21. August 1904, getauft am 28. Dezember) und Josefine Maria Enk (geboren am 1. Dezember 1905, getauft am 3. Dezember) genannt. 1918 ist die Familie in der Häberlstraße 12 (damals Pfarrei St. Peter) gemeldet, ehe sie in der Prinzenstraße 56 (Pfarrei Mariä Himmelfahrt / heute Herz Jesu) ansässig wird.
Die Eltern waren:
Eduard Enk, Kaufmann; und dessen Frau
Maria Anna, geb. Aichbichler, geb. am 25.12.1875 in Wolnzach als eheliche Tochter des Joseph Aichbichler, Bierbrauer und Ökonom in Wolnzach Nr. 14 und der Gattin Teres, geb. Schmidmeier, Bierbrauerstochter von Siegenburg, beide katholisch; getauft am 27. Dezember 1895 in Wolnzach. Patin: Magdalena Dantscher, Kaufmannsgattin von Abensberg, Stellvertreterin: Anna Lipp, Posthaltersgattin von Wolnzach
Einige Jahre verbrachte Otto Friedrich in Ismaning, kam dann 1914 nach Freiburg i.Br. zu seinem Großvater, um dort die Schule zu besuchen. Im Jahr 1917 trat Otto Friedrich in Freiburg ins humanistische Bertholdsgymnasium ein. Als 1923 seine Tante Josefine nach München zog, setzte Otto Friedrich seine Gymnasialstudien am Wittelsbacher Gymnasium fort (7. Klasse bis zum Abitur).
Danach begab er sich auf Wunsch der Familie auf das Gut seines Onkels, des Landesökonomierates August Wittmann, in Oberhaunstadt bei Ingolstadt; dort war er als Praktikant tätig. Aus dem Zeugnis, das ihm am l .4.1927 ausgestellt wurde, ist besonders bemerkenswert: „Bei allen ihm übertragenen Arbeiten hat Herr Enk sehr großen Fleiß und peinliche Gewissenhaftigkeit an den Tag gelegt und sich namentlich bei Buchführungsarbeiten als sehr zuverlässig und gewandt erwiesen".
Zu wichtigeren Themenbereichen, die Ottos inneres Leben betrafen, äußerte sich sein Religionslehrer vom Wittelsbacher Gymnasium: „Er kam von der Studentenkongregation Freiburg und beteiligte sich in München an den religiösen und sonstigen Übungen von Neudeutschland. Ausreichend begabt, ergänzte er manches durch emsigen Fleiß. Aus religiöser Familie stammend, zeigte er für alles Religiöse großes Interesse und praktischen Eifer. Von priesterlichem Berufe und von Kloster und Mission redet er schon seit Jahren. Bei seinem Sinn, seinem mustergültigen Betragen, seinem Sinn für Gehorsam und Zucht, seiner Bescheidenheit und Güte gegen andere, seiner selbstlosen idealen Berufsauffassung und einer zähen Ausdauer halte ich ihn, sofern er allseits gesund ist, für den Beruf eines Ordens- und Missionspriesters geeignet".
Diese Charakteristik des Religionslehrers bewahrheitete sich, als Otto ins Kloster von St. Ottilien eintrat. So kannten ihn seine Mitbrüder vom ersten Tag an. Mitte Mai 1927 wurde er in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Dagobert. Am 14.5.1928 legte er seine ersten Gelübde ab. Die Ewige Profeß folgte am 17.5.1931. Am 26.3.1933 wurde er durch Bischof Joseph Kumpfmüller von Augsburg in St. Ottilien zum Priester geweiht.
Am 2.4.1934 folgte die Aussendung nach Tokwon. Dort wurde er dank seiner praktischen Fähigkeiten in Verwaltung und Buchführung, aber auch seiner persönlichen Güte zum Cellerar, zum Verwalter des Klosters und der Bedürfnisse der zugehörigen Missionsstationen bestellt. Er diente der Gemeinschaft treu bis zum bitteren Ende im Mai 1950, dann aber durch sein Leiden und seinen Tod am 3.10.1950. Der Tod erfolgte wohl nach Torturen asiatischer Grausamkeit.( Quelle: Zeugen für Christus v. Helmut Moll)
Der erste Griff
Der erste aus unserer Gemeinschaft, gegen den die Kommunisten anliefen, war der Klosterverwalter P. Dagobert. Schon mehrmals war er mit den Kreisbeamten zusammengestoßen. Er wurde nun wegen Steuerhinterziehung und unerlaubter Herstellung von Rotwein angeklagt.
Die Sache kam so: Bis zum Einmarsch der Russen hatten wir aus den von unserem Weinberg anfallenden Trauben Meßwein für uns und alle Missionäre Koreas, daneben auch Rotwein und Fruchtweine hergestellt. Durch die Bodenreform ging der Weinberg verloren und die Kelterei naturgemäß ein. — Im Sommer 1948 erschien plötzlich der Vorstand einer staatlichen Wirtschaftsgenossenschaft (Tiohap) und verhandelte mit P. Dagobert über die Herstellung von Wein aus wilden Trauben und Obst. Die Genossenschaft wollte die Trauben, Obst und Zucker liefern; übernehme die Verantwortung gegenüber der Regierung und bezahle die Steuern. Das Kloster keltert die Trauben, der Wein'bleibt solange im Klösterkeller, bis die Gärung vollendet ist. P. Dagobert, der wohl der Sache nicht ganz traute, zögerte; die Tjohap drängte. Noch bevor der Vertrag unterschrieben war, brachten Lastautos große Mengen Trauben und Zucker. Was blieb P. Dagobert übrig als zu unterschreiben? Auch unser koreanischer Berater und Vertrauensmann riet dazu.
Kaum lagen etwa 100 Hektoliter Wein im Keller, da interessierte sich die Steuerbehörde von Mounphyeng (Bezirksstadt) dafür. Bald mischte sich auch die Provinzbehörde von Wonsan in die Sache. P. Dagobert legte den Vertrag vor, wies darauf hin, daß die Tjohap kein privates, sondern ein staatliches Unternehmen sei und deshalb auch die Verantwortung für die Steuern habe. Als er sich an den Vorstand zur Bestätigung seiner Ansicht wenden wollte, war dieser nicht mehr aufzutreiben (später erfuhren wir, er sei in die Hauptstadt versetzt und befördert worden). Auch sein Vertreter tat, als ob er von der ganzen Angelegenheit nichts wisse. Ende November schien die Sache endgültig erledigt — es rührte sich nichts mehr — da trat plötzlich die Polizei auf den Plan. Der oberste Polizeichef kam persönlich ins Kloster, trank von dem neuen Wein eine Flasche und lud am Schluß P. Dagobert und den koreanischen Berater ein, mit ihm nach Wonsan zu fahren. P. Dagobert kehrte nicht mehr zurück. Er saß in .Untersuchungshaft. Herr Pak kam am nächsten Tag, dem 1. Dezember 1948, ziemlich verstört in Begleitung einer Untersuchungskommission ins Kloster zurück, er wurde aber dann freigelassen. Die Herren der Kommission waren alles junge Leute in Zivil, sie durchstöberten das ganze Haus, suchten vergebens nach verstecktem Wein. Was von dem in früheren Jahren gekelterten Wein noch übrig war, hatte P. Dagobert schon lange angegeben. Seine Angaben stimmten mit dem Ergebnis der Kommission überein. Dieses Resultat hatten die Herren wohl nicht erwartet. Der Weinkeller wurde geschlossen. Weihnachten 1948 wurden die schweren Weinfässer nach Wonsan geschafft. Zum Teil mußten die Brüder den Wein noch in Flaschen abziehen, die zu niedrigen Preisen verschleudert wurden. — Seit 1. Dezember war P. Dagobert in Untersuchungshaft. Alle Versuche, ihn freizubekommen, waren erfolglos. Nur das wurde zugestanden, daß ihm täglich von Tokwon das Essen gebracht und er mit Wäsche versorgt werden konnte. Einmal brachte ihm P. Bernhard Kim die heilige Kommunion. Zu einer Verhandlung und Verurteilung des P. Dagobert kam es nicht, obwohl Termine angesetzt waren. Das Gesetz bot keinen Anhaltspunkt, ihn zu verurteilen.
... „Einsteigen" sagte unser Revolvermann. Dann standen wir unseren Tokwoner Mitbrüdern gegenüber. Sie waren eine halbe Stunde vor uns gekommen. 20 Minuten später öffnete sich die Türe wieder. Weiße Schleier. Unsere Schwestern kamen an. Ob das Deo gratias, mit dem uns Mutter Priorin begrüßte, die Freude an der Verhaftung ausdrücken sollte oder die Freude und den Trost, daß sie mit uns zusammenkamen, erfuhren wir nicht. Die Türe ging noch öfter auf und zu in jener Nacht. Der nächste war der koreanische Pater Gabriel Kou....
.... Nach einer längeren Pause kamen Vater Abt-Bischof Bonifatius, P. Prior Lucius, P. Subprior, Arnulf, P. Rupert, die schon drei Tage vorher zu einer „Besprechung" auf die Polizei geholt worden waren, und P. Dagobert, dessen „Besprechung" schon fünf Monate gedauert hatte, von uns stürmisch begrüßt. Es folgten P. Kunibert und Knut von Kosan, dann P. Josef mit Katechisten von Kowon und P. Gregor, ein katholischer Lehrer und Katediistin Maria von Yonghung.
Endlich, am Abend des 5. August, werden wir abtransportiert. Aber leider — und das ist uns ein bitterer Abschied — unser Vater Abt-Bischof, P. Prior Lucius Roth, P. Rupert Klingseis, P. Dagobert Engk, P. Gregor Steger, Br. Josef Grahamer und Br. Gregor Gilg müssen als „Schwerverbrecher" zurückbleiben. Sie durften schon in diesen Tagen ihre Zelle nicht verlassen, aber wir konnten doch hie und da heimlich mit ihnen reden. Ferner konnten wir aus dem Meßkoffer die heiligen öle herausnehmen und P. Gabriel erteilte Vater Abt in seiner Zelle die heilige Ölung, weil er schon sehr geschwächt war. Bei unserem Abschied schauen sie uns wehmütig nach. Wir trösten sie, daß sie sicherlich bald zu uns kommen würden. Wir geben ihnen noch durch den Schlitz der Zellentüre den letzten Segen. Es ist in harter Abschied. (Von da ab konnten wir nichts mehr von unseren Mitbrüdern erfahren während unserer ganzen Gefangenschaft, obwohl wir immer wieder nach ihrem Schicksal fragten und bettelten, man möge sie zu uns bringen. Erst nach unserer Rückkehr in die deutsche Heimat im Januar 1954 erfuhren wir, daß Vater Abt-Bischof am 7. 2. 1950 und Pater Rupert Klingseis am 6. 4. 1950 im Gefängnis ihren Leiden erlegen seien. Von den übrigen Sechs haben wir bis heute nichts erfahren. Aber wir sind überzeugt, daß sie wohl im Oktober 1950, als die nordkoreanischen Truppen wegziehen mußten, zusammen mit anderen Gefangenen von den koreanischen Kommunisten erschossen wurden.) Quelle: Schicksal in Korea (P. Eligius)
Pater Dagobert Enk: Einer der sieben Koreanischen Märtyrer aus dem Erzbistum München und Freising. Ein Artikel aus der MKKZ.pfd
"Märtyrer aus München", in: Münchner Abendzeitung vom 18. Februar 2010: hier
Steckbrief
Ordensname: Dagobert
Nachname: Enk
Geboren: am 15. September 1907
Geburtsort: München
Noviziat: 21. März 1919
Professort: St. Ottilien
Profess: 14. Mai 1928
Ewige Profess: 17. Mai 1931
Priesterweihe: 26. März 1933
Aussendung: 2. April 1934
Prior: 1921
Gestorben: am 3. Oktober 1950
Todesort: Gefängnis Pjöngyang
Todesart: Hinrichtung durch Erschießung
