Bruder Ildefons Flötzinger OSB
* 20. Juli 1878 Taiding bei Trostberg;
† 20. März 1952 Konzentrationslager Oksadok, Nordkorea
Bruder Ildefons (Andreas Flötzinger)Andreas Flötzinger wurde am 20. Juli 1878 in Taiding, in der damaligen Pfarrei Pittenhart, heute Pfarrverband Amerang, bei Trostberg im Erzbistum München und Freising geboren.
Taiding, der Geburtsort von Bruder Ildefons, gehört zur Gemeinde Amerang. Hier eine Ansicht von Amerang um 1890, Ansicht von Nordwesten mit Blick auf die Alpen, Fönstimmung am Abend. Der unbekannte Künstler malte dieses Gemälde, als Anreas, der spätere Bruder Ildefons, 12 Jahre al war. Aus dieser Perspektive gesehen, liegt Taiding hinter Amerang.
Seine Eltern waren der Gütler Andreas Flötzinger und dessen Frau Anna, geb. Kunzner. Er hatte noch einen Bruder und eine Schwester. Nach der Schulzeit erlernte Andreas das Schreinerhandwerk, machte die Gesellenprüfung und arbeitete als Geselle, laut einer „Bescheinigung über die Endzahlen aus der Aufrechnung der Quittungskarte“ („Lohnsteuerkarte“) der Gemeinde Schleching von 1899. Vom Oktober 1900 bis November 1902 hatte er im „Infanterie-Regiment gedient und sich während dieser Dienstzeit sehr gut beführt“. 1904 wurde Andreas zu Pforzheim in den „katholischen Gesellen-Verein“ aufgenommen. In seinem „Wanderbüchlein“ sind in den Jahren 1904 bis 1906 übernachtungen in den Gesellenvereinen in Pforzheim, Mannheim, Köln, Bingen, Würzburg, Freising und München nachgewiesen. Der Päses vom „Generalpräsidium in Köln“ nennt Andreas „juvenum esse et pietate et integritate morum probatum“ – einen jungen Mann, der sowohl in seiner Frömmigkeit wie auch in seiner integren sittlichen Lebensführung erwiesen ist; er pflegte ein geordnetes sakramentales Leben („sacramenta tempore statuto accipiebat“); er war ein eifriges Mitglied des Gesellen-Vereins.
Das Foto zeigt die Familie Flötzinger um 1925: Johann (Bruder von Br. Ildefons) mit seiner Frau Ann.
Hinten v.l. die Kinder: Cäcilia, verh. Pichl, Anna (Sr. Johann), Maria (Sr. Philogena), Johann, "Schneideropa von Taiding (übernahm den Hof, * 15.6.1917 + 10.12.2008).
(aus der Zeit vor seinem Klostereintritt: Andreas schickte diese Kart an "Gruß aus Straubing": Liebe Mutter, wir kommen heute wieder nach Landshut. Das Manöver ist auch wieder aus. Gruß, dein dankbarer Sohn Andreas)
Aus der Familie gingen drei geistliche Berufe hervor.
Vielseitig ausgebildet trat er 1906 in St. Ottilien ein, begann am 4. Oktober 1907 das Noviziat als Br. Ildefons und legte am 10. Oktober 1909 die sog. Zeitlichen Gelübde (auf drei Jahre) ab. Vier Wochen später, am 7. November, dem Gedenktag des heiligen Willibrord, des großen Missionars und Benediktiners, wurde er mit einer Gründungsmannschaft nach Seoul ausgesandt, um dort ein Kloster zu gründen. Br. Ildefons arbeitete als Schreiner an der Inneneinrichtung des Hauses (Hwan Gab, S. 82). 1911 wurde dort eine Handwerkerschule errichtet, hier unterrichtete Br. Ildefons war Lehrmeister. 1912 legte er hier seine Ewigen Gelübde ab. Diese Gründung wurde im August 1913 zur Abtei erhoben und 1927 nach Tokwon verlegt: dem Ort seins langjährigen und segensreichen Wirkens. Die Leitung der Klosterwerkstätten lagen „in den Händen von Meisterbrüdern wie … Br. Ildefons
Flötzinger…“ (Hwan Gab, S. 72).
(Links Br. Ildefons, - rechts Br. Hilarius Hoiß aus Unterau/Schlehdorf - mit koreanischen Lehrlingen und Mitarbeitern)
Br. Ildefons hat eine Reihe von Missionsstationen und Schulen aufgebaut. Auch im Ilangebiet erbaute er für die Kapuziner 1938 die ersten Wohn- und Kirchenbauten. Zum Dank dafür wurde er zum Ehrenkapuziner ernannt, wodurch er Anteil an den Gnaden und Privilegien des Ordens erhielt.
Kathedrale Seoul
„Br. Ildefons, ein vorzüglich ausgebildeter Möbelschreiner, der vor seinem Eintritt ins Kloster eine Zeitlang in einer Möbelfabrik zu Köln gearbeitet hatte, verstand sich auch auf Spenglerei und Schlosserei; später betätigte er sich auch mit Erfolg als Baumeister. Mit Vorliebe aber verfertigte er Werkzeuge für sich und seine Schüler; die Einrichtung der Schlosserei hat er fast ausschließlich selber handwerklich hergestellt. Es sind da vor allem zu erwähnen die 15 - 20 Hobelbänke… Von der Tüchtigkeit und Gründlichkeit der Ausbildung der jungen koreanischen Schreiner in unserer Gewerbeschule unter ihrem Leiter Br. Ildefons zeugt noch heute die große neugotische Kanzel in der Kathedrale zu Seoul“ (Hwan Gab, S. 84).
Einberufung 1914 zum Militär nach Tsingtau
Neben vier anderen Brüdern „hatte der deutsche Konsul zu Seoul auch an Bruder Ildefons den Stellungsbefehl weitergegeben. Abt Bonifatius hatte Mühe und Not, den Herrn Konsul davon zu überzeugen, daß die Abreise gleich beider Schreinermeister verhängnisvoll sein müsse für den Weiterbestand der Gewerbeschule und somit auch eine Lebensfrage bedeute für den wirtschaftlichen Weiterbestand des Klosters. Der Konsul brachte als Hauptargument nur immer wieder vor: „Herr Abt, Sie kennen die Strenge der Kriegsgesetze nicht!" Schließlich einigte man sich auf ein Telegramm an den Kommandanten in Tsingtau und bat ihn um Freistellung von Bruder Ildefons als dem Leiter der Handwerkerschule. Sogleich kam die Antwort zurück: „Braucht nicht zu kommen!" So hatte Vater Abt doch rechtbehalten und Br. Ildefons durfte in Seoul verbleiben, wo er während des ganzen Krieges der Schreinerei als Meister vorstand und tüchtige Schreiner heranbildete, die unter seiner Leitung manch gutes Meisterstück anfertigten“ (Hwan Gab, S. 85f).
Bruder Ildefons war ein fleißiger Schreiber: immer wieder schickte er Postkarten und Briefe in seine Heimat.
Hier folgen einige:
"aus der Martyreraufführung von P. Andreas Kim, der vor einigen Jahren seliggesprochen wurde".
Offensichtlich gab es eine Theateraufführung, die dem Martyrer Andreas Kim gewidmet war.
"Kirche von Kiamuse 15. VII 28. Auf dem Bild ist der Hochw. P. Philipp und neben ihm ich. Dass der Pater großen Eiferhat, zeigt auch das Bild"
"Abschied von den Gehilfen beim Abschied von den Schreiner-Lehrlingen"
"Die Neugetauften von Weihnachten in Wonsan"
"Auf diesem Bild ist das innere der Schreinerei, wie man sehen kann, geht es sehr lebhaft zu, da kann man aber nicht alle sehen, denn auf ein Bild geht nicht alles. So wie man sie jetzt bei der Arbeit sieht, kann man sie auch alle Tage 3mal bei ihrem Reistopf finden und das macht uns manchmal ziemlich Sorgen, wenn er auch nur vielleicht bei einem Buben auf 20 (?) kommt."
"Das ist das erste Schulgebäude. Im vorigen Jahr sind an der Hirnseite noch 3 Zimmer angebaut worden. Jetzt sind es 230 Kinder, die da nach Judenart lernen im riesen Lärm. Der Lehrer sagt vor, die Kinder sprechen nach."
"Die japanische Schule bei einem Turnfest mit den Zuschauern aufgenommen. Der Bau ist aus Holz mit Lehm verstrichen und außen quer mit Brettern verschalt."
"Hier ist der neue Bau, von dem im Brief steht, es soll der hintere Teil, Wagnerei, vorn Mögellager und Schnitzerei werden. Doch ist dieser Bau nicht hinreichend für die große Zahl, die sich gemeldet hat. Doch der liebe Gott wird uns schon weitere Mittel schicken."
Das Ende
Mit der Vertreibung der japanischen Besatzer durch die russische Armee hält im August 1945 der Kommunismus auch in Korea Einzug. Da ein neues Nationalgefühl erwachte, nachdem das Joch der Japaner abgeschüttelt war, mussten auch die Missionare als Ausländer empfunden werden, eine Antipathie, die sich auch auf die christliche Botschaft übertrug. Dem tiefen Hass gegen alles Christliche fällt schon 1946 die Nachbar-Abtei in Yenki zum Opfer. Die Missionare waren in keiner Weise bereit, dem Kommunismus mit Sympathie zu begegnen. Ihre antikommunistische Einstellung konnte nicht geduldet werden. Trotz strenger überwachung und zahlreicher Einschränkungen versuchen die Missionare ihr Werk in Tokwon, so gut es eben geht, fortzuführen.
Im Mai 1949 war es soweit, dass die Kommunisten zum Generalangriff übergingen. Ein gut vorbereitetes Programm war ausgearbeitet und wurde schlagartig ins Werk gesetzt durch die radikale Vernichtung des gesamten Missionswerkes. In der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1949 besetzte die koreanische kommunistische Geheimpolizei das Kloster Tokwon und verhaftete sogleich die Gruppe der Oberen von Kloster und Priesterseminar, zwei Tage darauf den gesamten Konvent: acht Patres, Bruder Ildefons und 21 weitere Brüder wurden auf Lastwagen verladen und in verschiedenen Gefängnissen der nordkoreanischen Stadt Pyongyang eingeliefert. Es waren an die 70 Personen, davon an die 20 Tutzinger Missionsbenediktinerinnen.
In zwei Etappen wurden die Brüder per Eisenbahn in das Internierungslager Tschontschon in der Nähe des Dorfes Oksadok abtransportiert. „Oksadok“ sollte für die Gruppe bis 1953 ihr Leidensort und damit zum Symbol des Martyriums werden. Zwischendurch die Evakuierung der Gruppe nach Manpo an der mandschurischen Grenze; wieder zurück in das Lager Oksadok, wo er am 20. März 1952 den Hunger- und Erfrierungstod fand.
Pater Willibrord Driever OSB, Vizepostulator
Gedenktafel
Gedenktafel für Br. Ildefons Flötzinger OSB in der Pfarrkirche Pittenhart
Bericht unserer Lagerärztin Dr. Diomedes Meffert O.S.B.:
Br. ILDEFONS FLÖTZINGER war unser tüchtiger Lagerschmied. Er hatte trotz seines Alters die Kerkerhaft ziemlich gut überstanden und war lebhaft und arbeitsfreudig, als ich ins Lager hinaufkam. Er war sehr erfinderisch und wußte für jede Verlegenheit eine „Maschine" herzustellen. Für die vielen Reparaturen an den Werkzeugen, z.B. Neuausschmieden der Hacken und Sicheln und ähnlichem, fabrizierte er sich eine transponierbare Esse mit raffiniert ausgedachtem Blasebalg. (Aus Alteisen machte er eine Zange für alle Bauarbeiten, für die Geschirre unserer Kuhgespanne und auch zum Zähne ziehen (Gertrud Link, Mein Weg mit Gott).
„Erst sollte er, wie die anderen, das ganze schwierige Tagewerk mitarbeiten, aber allmählich erkannte man doch, daß dies unmöglich war und ließ ihn etwas lockerer. Als ihm einmal ein Kommandant beim Aufbau einer Mauer befahl, einen allzuschweren Stein aufzuheben, sagte er ihm ganz ruhig: „Das kann ich nicht, tun Sie's!" Als wir im Herbst 1949 zum erstenmal in den blauen Watteanzügen steckten, sagte er: „Wenn ich jetzt sterbe, begrabt mich in dem blauen Anzug, ich werde vor den Herrgott hintreten und sagen: ,Da schau mal Deinen alten Ildefons an, was Du dem noch zugemutet hast!'" Der alte Bruder überstand noch die Strapazen der Manpoer Elendszeit, obwohl er dort auf chinesischem Boden wegen eines kleinen Gehirnschlages die heilige Ölung empfangen mußte. Doch zurückgekehrt nach dem Lager Tschontschon merkte man, daß seine Kraft gebrochen war. In den ersten Monaten arbeitete er noch hier und da etwas, schärfte unsere Sicheln und tat andere Liebesdienste, aber allmählich bekam man ihn kaum mehr zu sehen; er lag auf seinem Platz im Krankenzimmer und betete Rosenkränze. Die Geisteskraft schien auch nachzulassen. Nachts weckte er oft seine Mitbrüder durch phantastische Gespräche und man glaubte sicher, er werde noch vor P. Anselm heimgehen. Doch er hielt den Winter noch durch, wurde körperlich und geistig immer hinfälliger und starb friedlich und ruhig am 20. März 1952.“
Plan des Lagers Oksadoks
(Plan vergrößern)
1954 kehrten die überlebenden in die Heimat zurück und fertigten diese Skizze der Gräber an. (Skizze vergrößern)
Geographic features & Photographs around Oksdaok, in Chang-do, North Korea
Oksadok bei Chonchon
Bruder Ildefons Flötzinger: Einer der sieben Koreanischen Märtyrer aus dem Erzbistum München und Freising. Ein Artikel aus der MKKZ.pfd
Steckbrief
Ordensname: Br. Ildefons
Nachname: Flötzinger
Geboren: am 20. Juli 1878
Geburtsort: Taiding (Oberbayern)
Noviziat: 4. Oktober 1907
Professort: St. Ottilien
Profess: 10. Oktober 1909
Aussendung: 7. November 1909
Gestorben: am 20. März 1952
Todesort: Lager Oksadok
Todesart: Hunger- und Erfrierungstod
Hier können Sie Bilder von der ersten Gründung in Soul sehen, auch von der Handwerkerschule unter der Leitung von Bruder Ildefons und deren wunderbarer Arbeit: der Kanzel für die Kathedrale in Seoul. Bildergalerie
"Ein Märtyrer unserer Zeit aus Amerang" (Wasserburger Zeitung)
