Bruder Gottlieb Auer OSB
* 25. Oktober 1887 Lauterhofen; † 06. April 1952 Gefängnis Oksadok
Johann Baptist Auer wurde am 25.10.1887 in Lauterhofen in der Nähe von Neumarkt, das zum Bistum Eichstätt gehört, geboren. Seine Eltern waren Michael A. und Katharina, geb. A. Der Vater war Gütler. Johann wuchs mit drei Brüdern und drei Schwestern auf. (Quelle: Zeugen für Christus v. Helmut Moll).
Als Gütler aufzuwachsen, bedeutet mit der Heimaterde verbunden zu sein, ohne Gewähr, dass das kleine Anwesen die vielköpfige Familie auch immer ausreichend ernähren konnte. Deshalb hatte man neben dem Haupterwerbsberuf des Landwirts immer einen Nebenberuf , meist als Handwerker, um sich und die Seinen über die Runden zu bringen.(Anmerkung E.Wagner)
Als Zimmermannsgeselle trat A. im Dezember 1906 in St. Ottilien ein und wurde am 4.10.1907 als Br. Gottlieb ins Noviziat aufgenommen. Die Profeß legte er am 10.10.1909 ab. Am 3.5.1914 wurde er nach Seoul ausgesandt.
Er kam gleich bei Kriegsbeginn, nach Tsingtau eingezogen, in japanische Gefangenschaft, aus der er erst 1920 entlassen wurde. Er benutzte die Kriegsgefangenschaft zur Weiterbildung und erlernte von einem mitgefangenen Techniker das Bauzeichnen. Auer war auch lange Jahre der Missionsfotograf. (Quelle: Zeugen für Christus v. Helmut Moll).
Die vier Brüder Paschal, Eugen, Gottlieb und der eben erst angekommene Januarius wurden von der deutschen Militärbehörde nach Tsingtau einberufen.... Dort angekommen, wurden sie sofort in die Truppe eingereiht: Br. Paschal und Br. Gottlieb kamen zur Infanterie, Br. Januarius landete als gedienter Reiter bei der Feldartillerie als Fahrer, Br. Eugen betätigte sich bis zur übergabe der Festung als Sanitäter. ...(und) teilten mit den übrigen deutschen Soldaten das Los der Gefangenschaft; sie wurden nach Japan gebracht und lebten dort bis zum Jahre 1919 in verschiedenen Lagern. Es ging ihnen indes in der Gefangenschaft nicht schlecht; sie hatten genug zu essen, bekamen regelmäßig doppelten Sold ausbezahlt und verdienten als Krankenwärter oder Bediente bei Offizieren
manches Geld. Offiziere und Mannschaften waren zumeist, soweit sie nicht bei der Truppe in Tsingtau während der Friedenszeit aktiv gedient hatten, Angestellte deutscher Firmen in Ostasien, die regelmäßig den Gehalt weiterbezahlten, und so waren die Gefangenen materiell gut bestellt. Das gute Beispiel, das unsere Brüder als Kameraden gaben, der Dienst, den sie an den Kranken übten, auch ihre Tätigkeit als Gärtner (Br. Paschal hatte sich einen Gemüsegarten angelegt und trieb Handel mit frischem Gemüse) brachte ihnen viele Sympathien bei Offizieren wie Soldaten ein. Die Mitbrüder übten sich zuweilen auch als Missionare, indem sie manchen abgestandenen Katholiken ins Gewissen redeten und sie zum Empfang der Sakramente brachten, besonders Schwerkranke, die dem Tode nahe waren. Als die Brüder im Jahre 1919 frei gelassen wurden, kehrten sie unverzüglich nach Korea zurück und brachten ziemliche Beträge von Geld in japanischer Währung mit zur nicht geringen Freude von Vater Abt; in Paektong war die Kasse ziemlich leer geworden, man war hauptsächlich auf die Einnahmen aus der Schreinerei angewiesen.( Quelle:Hwan Gab)
Ab Mai 1949 war er um seines Glaubens willen im Gefängnis in Pjöngjang und dann im Lager Oksadok (Quelle: Zeugen für Christus v. Helmut Moll).
Bericht unserer Lagerärztin Dr. Diomedes Meffert O.S.B.:
Br. GOTTLIEB AUER arbeitete im Anfang meist bei den Bauten und Holzarbeiten mit. Er war von Tokwon her schon etwas kränklich, hielt sich aber lange Zeit erstaunlich gut. Gelegentlich war er auch bei den Feldarbeiten beteiligt, meistens aber, besonders in der Zeit nach Manpo, besorgte er das Sägen und Holzspalten für die Küche und einen Teil der übrigen Heizungen. Dabei konnte er etwas Rücksicht nehmen auf seine schwache Gesundheit, gelegentlich eine Ruhepause einschalten und sich bei Regenwetter unter Dach stellen. Wie manchmal habe ich ihm selber beim Sägen geholfen, wenn ich neben meinen ärztlichen Verpflichtungen etwas freie Zeit hatte, und er war es eigentlich, der mir die Kunst des Sägens und Hackens beigebracht hat.
Japanische Handsäge (eigenes Bild)
Eines Tages, es war am 4. April 1952, bei Tau‐ und Schneewetter, mußte auch er mit den anderen in den Wald zum Holzfällen gehen. Es war ein schrecklicher Sturm dabei und das Schneewasser war rasch durch die Strohsandalen hindurch gedrungen, so daß er fröstelte und mit naßkalten Füßen seine Arbeit tat. Auf Rat seiner Mitbrüder wollte er den Arbeitsplatz früher verlassen, aber es wurde ihm nicht erlaubt, und bereits am nächsten Tag mußte er sich mit Fieber und starken Seitenschmerzen legen. Rasch entwickelte sich eine Lungenentzündung, deren ich mit den vorhandenen Mitteln nicht Herr werden konnte. Die Herzkraft ließ vom 5. April ab zusehends nach und reagierte nicht mehr auf Injektionen. Am 6. April schlief unser guter Bruder Gottlieb friedlich und ruhig ein. Seine stille, feine, bescheidene, anspruchslose Art hat mich immer tief beeindruckt. Er war ein Muster von Ordnung in all seinem Tun, ich glaube, daß der liebe Gott auch bei ihm alles in Ordnung fand und seinen treuen Diener belohnte in der Ewigkeit.
Plan des Lagers Oksadoks
(Plan vergrößern)
1954 kehrten die überlebenden in die Heimat zurück und fertigten diese Skizze der Gräber an. (Skizze vergrößern)
Geographic features & Photographs around Oksdaok, in Chang-do, North Korea
Oksadok bei Chonchon
Steckbrief:
Ordensname: Br Gottlieb
Nachname: Auer
Geboren: am 25. Oktober 1887
Geburtsort: Lauterhofen (Oberpfalz)
Noviziat: 4. Oktober 1907
Professort: St. Ottilien
Profess: 10. Oktober 1909
Aussendung: 3. Mai1914
Gestorben: am 6. April 1952
Todesort: Lager Oksadok
Todesart: Unterernährung
Aus Anlaß seines Todes wurden in der Heimatgemeinde von + Br. Gottlieb diese Sterbebildchen zu seinem frommen Andenken gedruckt und verteilt.
(Auf dem Sterbebildchen ist ein anderes Todesdatum angegeben; der Grund dafür ist heute nicht mehr zu erhellen.)
Ein Lebensbild über Br. Gottlieb AuerOSB, verfaßt von Karl Graml: "Br. Gottlieb Auer OSB. Ein Märtyrer aus Lauterhofen in der Oberpfalz" als pdf
"Märtyrer aus Lauterhofen. Seligsprechungsprozess für 38 Missionsbenediktinermönche eröffnet, Artikel aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, vom 31. Januar 2010, Nr. 5, Seite 29: hier
"Wegen seines Glaubens ins Lager gesperrt. Bruder Gottlieb, ein gebürtiger Lauterhofener, soll selig gesprochen werden - In Korea gestorben", Artikel aus "Neumarkter Nachrichten" vom 30. Januar 2010/HNM/Seite 1: hier
"Wegen seins Glaubens im KZ. In Südkorea wurde das Verfahren der Seligsprechung für Bruder Gottlieb eröffnet, in: Neumarkter Landkreis v. 30.1.2010, S. 41:
